Niemand macht Geschichte allein
Am Wochenende feierte die Sippe Rigoberta Menchú Tum ihr 20-jähriges Jubiläum in der Ev. luth. Kirche in Seulberg im Rahmen eines Gottesdienstes mit anschließendem Tee und Kaffeetrinken mit Kuchen. Zahlreiche Gäste feierten mit. Was die Sippe für uns bedeutet und was wir mit unserer Sippenfrau verbinden, könnt ihr in der Predigt von Katharina und Hannah erfahren, die wir Euch nicht vorenthalten möchten.
Ganz herzlicher Dank gilt allen Unterstützer*innen, die unsere Kinder- und Jugendarbeit erst ermöglichen – Allen Eltern und Familienmitgliedern, der Kirchengemeinde, dem EJW Bad Homburg e.V und EJW Hessen e.V., allen Freund*innen und Bekannt*innen, Spender*innen und Fans. =) Und wir möchten DANKE sagen an unseren großen Bruder Stamm V – Sippe Hans Scholl. Ihr wart immer an unserer Seite und habt uns stets begleitet.
Predigt von Hannah und Katharina anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Sippe Rigoberta Menchú Tum.
Liebe Gemeinde,
schön, dass so viele zum 20-jährigen Jubiläum der Sippe Rigoberta Menchú Tum erschienen sind.
Den Namen Rigoberta Menchu Tum ist bestimmt vielen von euch schonmal untergekommen. Sie ist eine guatemaltekische Friedensaktivistin. Nachdem sie in ihrer Kindheit viel Unrecht und Leid erfahren hat und in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen ist, setzt sie sich nun für die Rechte der indigenen Völker in ihrem Heimatland ein und kämpft für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der dort lebenden Menschen. 1990 erhielt sie dafür den UNESCO Preis für Friedenserziehung und 1992 den Friedensnobelpreis.
Das Thema dieses Gottesdienstes ist das Zitat von Rigoberta Menchú Tum „Niemand macht Geschichte allein“. Rigoberta organisierte in Guatemala Streiks und große Demonstrationszüge für die Arbeitsbedingungen der Landarbeiter und lehrte die Bauern der Unterdrückung durch die Regierung Widerstand zu leisten. Zudem tat sie sich zusammen mit vielen Menschen im Kampf für ein gerechteres Leben. Dabei hat sie erkannt, dass man gemeinsam mit Anderen mehr erreichen kann, als wenn man alleine kämpft.
In ihrem Zitat wird besonders deutlich, wie wichtig es ist, Freunde zu haben, die einen begleiten und einen in schwierigen Situationen beistehen.
Gemeinsam ist man stärker.
Genauso ein Freund kann auch Gott sein. Beistand, wie Freunde es tun, hilft uns auf dem Weg ins Erwachsensein. Dabei kann Gott uns unterstützen, Entscheidungen zu treffen und Geschichten zu verändern.
Rigoberta Menchú ist eine gläubige Christin, die in einem katholischen Internat zur Schule ging. Dort kam sie mit den Ideen der Befreiungstheologie und der Frauenbewegung in Kontakt, welche sie nachhaltig beeinflussten. Zudem wusste sie immer, dass Gott für sie da ist, er sie unterstützt, ihr beisteht und ihr Mut zuspricht. Bestimmt wandte sie sich oft im Gebet an Gott und seinen Rat, wie man es auch bei guten Freunden. Auch Gott hört wie ein guter Freund zu.
Die Geschichte von Jesus und dem Zöllner Zachäus, die wir gerade gehört haben, handelt davon, dass Zachäus von seinen Mitmenschen zu viel Geld fordert und dementsprechend nicht sehr beliebt ist. Er ist zwar reich, ist aber einsam und alleine. Als Jesus in die Stadt Jericho kommt, wo Zachäus arbeitet, entscheidet Jesus bei ihm zu übernachten. Jesus spricht mit Zachäus. Jesus sagt, wer mit Gott lebt und sich an die 10 Gebote hält, der wird ein besseres Zusammenleben mit seinen Mitmenschen erfahren. Da versteht Zachäus, dass er nicht mehr zu viel Geld von den Menschen fordern sollte. Dennoch sind die Menschen vor Zachäus Haus immer noch unzufrieden und verärgert. Jesus spricht zu ihnen. Er erklärt ihnen, Zachäus habe Hilfe gebraucht, um sich zu verändern und Gott hat ihm diese Hilfe angeboten und geschenkt. Alleine hätteZachäus es nicht geschafft. Mit Gottes Hilfe ist er ein neuer Mensch geworden.
Zachäus war sehr einsam und unglücklich und dennoch konnte er sich selber nicht helfen. Er war ganz alleine bis Jesus kam und ihm Mut zusprach. Oftmals braucht man ein wenig Hilfe von außen, um zu erkennen, wie wir handeln sollten.
Denn schließlich macht niemand Geschichte alleine.
Zudem sind Teil des diesjährigen Gottesdienstes die Begriffe „BeGEISTerung und Zugehörigkeit.
Zachäus glaubte schon vor dem Besuch von Jesus an Gott, doch er lebte nicht nach den 10 Geboten und war darum sehr alleine. Er fühlte sich niemandem zugehörig und hatte keine Freunde. Dementsprechend hatte er Schwierigkeiten sein Verhalten zu reflektieren. Doch durch den Besuch von Jesus konnte er sein Leben hinterfragen und verändern und fühlte sich nicht nur Gott näher, sondern auch seinen Mitmenschen. Es brauchte also nicht viel mehr als ein kleines Gespräch mit Jesus.
Genauso wie Zachäus braucht jeder von uns manchmal ein kleines Gespräch mit Jesus. Eine kleine Erinnerung, wie wir unser Leben gestalten können und so die Geschichte verändern können. Niemand kann alles alleine schaffen und das muss auch niemand. Dafür haben wir Freunde. Und dafür haben wir auch die Anwesenheit von Gott, der uns begleitet und unterstützt.
Seit 2004 gibt es nun hier in Seulberg die Pfadfindersippe Rigoberta Menchu Tum, in der sich junge Mädchen und Frauen gegenseitig unterstützen, Meinungen austauschen und sich auf dem Weg durch das Leben begleiten. Zusammen haben wir in 20 Jahren unfassbar viele Abenteuer erlebt und sind gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen. Wir haben Freundinnen gefunden, die uns unterstützen, Mut zusprechen und immer für einen da sind.
Unsere Arbeit besteht nicht nur aus Gruppenstunden und Lagern, sondern auch der Arbeit und Freude, den Jüngeren beizubringen, was wir gelernt haben. Wir erzählen von Erfahrungen, um die wir reicher geworden sind, Geschichten, die uns mal passiert sind oder auch tollen, engagierten Frauen wie Rigoberta Menchú. Somit sind wir in den letzten Jahren zu einer großen Gemeinschaft herangewachsen, die viele Altersgruppen vertritt und sich ehrenamtlich viel einsetzt.
In unserer Pfadfinderschaft gibt es 10 sogenannte Wegzeichen, Richtlinien, an denen wir uns als Pfadfinder orientieren. Eines davon lautet „Ich will in der Heliand Pfadfinderinnenschaft Gemeinschaft bauen helfen“. In einer Gemeinschaft, der man sich zugehörig fühlt, ist es leichter Geschichte zu gestalten.
Rigoberta Menchú Tum suchte sich schon früh Verbündete, die ihr helfen konnten, Geschichte zu schreiben und die sie unterstützten.
Rigoberta Menchú Tum ist eine starke Frau, die unter schwersten Bedingungen aufgewachsen ist. Nicht nur, weil sie in armen Verhältnissen aufgewachsen ist, ihre Eltern gefoltert und ermordet wurden, sondern auch, weil sie gegen viele Menschen arbeiten und für Frieden einsetzen musste.
Nun wollen auch wir, die Pfadfinderinnenschaft euch ermutigen, sich einzusetzen für gute Taten und für einander einzustehen. In guten wie in schlechten Zeiten. Scheut euch nicht um Hilfe zu bitten und diese auch anzunehmen. Wir, die Pfadfinderinnenschaft wünschen Ihnen einen wundervolles Jahr. In Hoffnung, dass sie nächstes Jahr mit Stolz auf das Jahr 2024 zurückblicken können.
Vergesst nicht: Niemand macht Geschichte allein.